Es hilft dem Verständnis der Hilfengebung beim Reiten doch ungemein, wenn man weiß, wie so ein Pferdekörper aufgebaut ist und funktioniert. Im ersten Teil ihrer Vortragsreihe ist Petra Köpcke auf die Muskulatur, Faszien, das Skelett und die gewünschte Wirkung der Hilfen auf die Biomechanik des Pferdes eingegangen (Vortrag von Petra Köpcke zur Anatomie, Biomechanik und Hilfengebung am 11.12.15)
So wurde u.a. mit dem Irrglaube aufgeräumt, dass der Rückenmuskel des Pferdes bis zum Kopf hoch geht. Es sind auch nicht die Bauchmuskeln, die beim Pferd den Rücken aufwölben. Ein Pferd das weit hinter der Senkrechten geht (Rollkur oder auch LDR schön geredet), kann genauso wenig in korrekter Stellung gehen, wie ein Pferd, dass den Kopf nach oben wegstreckt – und das hat rein anatomische Gründe.
Mit vielen Zeichnungen vom Knochenbau und den Muskelpartien, Bildern von Pferden in der Bewegung und Videos, sowie „Vorführung“ am eigenen Körper hat Petra Köpcke diese Grundlagen erklärt. Endlich weiss man von welchen Muskeln und Gelenken der Physiotherapeut oder Osteopath spricht, wenn es beim Pferd mal wieder klemmt ;-)
Petra erläuterte anhand der Zeichnungen, dass ein Pferd passend zu seinem Exterieur sehr wohl in hoher Aufrichtung mit aufgewölbtem Rücken geritten werden kann – solange diese Aufrichtung relativ zu seinem Exterieur und Ausbildungsstand passend ist. Deswegen wird hier auch von relativer Aufrichtung gesprochen. Es reicht dann aber nicht den Kopf nur aufzurichten.
Die übertriebenen Reitlehrersprüche „Treiben, treiben, treiben – der Motor sitzt hinten“ bringen aber auch nichts, wenn das Pferd vorne hängt, denn dann ramme ich das V der Halswirbelsäule immer schön in den Boden.
Es wurde also wieder mal deutlich: es reicht nicht sich nur um eine Sache zu kümmern – weder nur treiben von hinten an die Hand noch nur runden, stellen, biegen vorne alleine reichen aus. Das Zusammenspiel aus der korrekten Haltung vorne und der aktiven Hinterhand bringt den Erfolg.
Wenn ein Pferd nicht über seine muskulären Strukturen in die Selbsthaltung kommt, dann hängt es in seinen Bändern. Damit kommt es zu hohen Belastungen in den Fesselträgern, weil es bereits in den Schultern hängt und die Federung dort daher nicht mehr wirkt. Dies führt zu höherem Verschleiß und es ist doch mehr als fraglich, ob ein Pferd in so einer Haltung wirklich „entspannt“ laufen kann. So tut der Freizeitreiter, der mit seinem Pferd nur vermeintlich entspannt durch den Wald reitet, seinem Pferd unwissentlich nichts Gutes.
Mit welchen Hilfen am Zügel ein Pferd an die Hand geritten werden kann, ein Runden und Stellen angefragt werden kann, das hat Petra nach einigen Videobeispielen dann noch trocken vorgeführt- das Pferd war eine Teilnehmerin, die die Trense in den Hände hielt, um zu spüren, was beim Pferd im Maul ankommt.
Petra Köpckes Veranstaltungen werden auf Pferdetermine.de veröffentlicht – also schaut doch mal zu den Veranstaltungen rein.
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