Babette Teschen Longenkurs

Longenkurs von Babette Teschen – Warum Longieren nicht Zentrifugieren ist


Ein Reitkurs, der für jeden Pferdefreund Pflicht sein sollte!

 

Longenkurs mit Babette Teschen

Der Longenkurs in der hellen Reithalle von Hof Ohana, Bargteheide (Schleswig-Holstein)

Am 26.11.2015 fand erneut ein Longenkurs von Babette Teschen auf Hof Ohana (Bargteheide, Schleswig-Holstein) statt, der zumindest für die Zuschauer nicht sofort wieder ausgebucht war. Also habe ich die Chance ergriffen, mir diesen Kurs mal anzuschauen. Und ich kann es nur jedem Reiter und Pferdefreund empfehlen sich diesen Kurs mindestens einmal anzusehen!

Auf Hof Ohana waren 6 Pferde-Paare am Start und diesmal über 20 Zuschauer in der schönen, hellen – aber doch sehr kalten Halle. Dick eingepackt haben alle gespannt den Ausführungen von Babette zugehört, die über ihr Mikro gut zu verstehen war und immer sehr klar und deutlich ihre Hilfen gegeben hat. Dieser Kurs hilft nicht nur den Teilnehmern am Pferd, sondern schult auch das Auge der Zuschauer, die Babette gut einbezogen hat.

 

 

Die Teilnehmer des Longenkurs von Babette Teschen am 26.11.15

Babette Teschen Kappzaum

Babette Teschen erklärt den korrekten Sitz des Kappzaums

Die Pferde und Pferdeführer hatten alle noch keine Erfahrungen in der Arbeit nach dem Longenkurs von Babette Teschen. Das war insofern schade, da man nicht sehen konnte, wie Babette mit fortgeschrittenen Reitern/Pferden arbeitet. Dafür konnte man sehr schön, an unterschiedlichen Pferden (bzw. Ponys), das Heranführen und die ersten Schritte im Longenkurs mit Babette Teschen erleben. Vom 3-jährigen Baby bis zum Senior waren alle Pferdealter vertreten und Babette ist gut auf die unterschiedlichen Charaktere und „Baustellen“ der Pferde eingegangen. Für fast alle war auch der Kappzaum neu. Dabei ist Babette sehr gut auf die teilweise mitgebrachten Kappzäume eingegangen und hat erstmal begutachtet, ob sie korrekt sitzen und erklärt wie sie sitzen sollten. In fast allen Fällen wurden die Pferde dann mit Babettes Kappzaum longiert, der erstaunlich gut auf alle Pferdeköpfe passte.

 

 

 

 

Warum Longieren nicht Zentrifugieren ist

Zu Beginn hat Babette erstmal erklärt, warum es für die Pferde nicht gesund ist einfach nur im Kreis „zentrifugiert“ zu werden, wie es leider in fast allen Ställen zu sehen ist. Die „Motorad-Schräglage“ ist für Pferde ungesund. Das Pferd hat in seinen Gliedmaßen keine Kugelgelenke. Eine Schräglage des Pferdes auf dem Kreisbogen belastet die Sehnen und Gelenke und kann auf Dauer zu gesundheitlichen Schäden führen. Die Pferde sollen auch auf gebogenen Linien immer senkrecht auftreten und nicht in Schräglage kommen. Das Ziel ist ein Pferd, das in Stellung, in sich gebogen und schmalspurig und leichtfüßig auf dem Kreisbogen läuft – und das in allen Gangarten und auch bei den Übergängen.

So weit so gut. Von diesem Zielbild sind die meisten dann doch noch ein Stückchen entfernt. Aber Babette hat den Weg dahin gut erklärt. Sie beginnt mit allen Pferden mit dem einfachen Führen – aber hier jetzt auf Kopfhöhe des Pferdes – der Strick immer in einem 90°-Winkel zum Pferd und nie spitzer! Linker Hand nimmt sie den Strick in der linken Hand vom Kappzaum an auf, so dass sie von Beginn an einen leichten und gleichmäßigen Kontakt zum Pferd hat. Der aufgenommene Strick kommt dann zusammen mit der Gerte in die rechte Hand. Die linke Hand hält die Longe und ist damit die führende Hand (zwischen Kappzaum und aufgenommenem Stick). Babette empfiehlt die Longe wie einen Zügel zu halten, d.h. zwischen kleinem Finger und Ringfinger von unten nach oben durch die Hand. Paraden gibt sie aus dem Körper mit einem deutlichen Nachgeben, so dass es nie permanenten Druck auf die Longe gibt, sondern eine feine Anlehnung.

Die Pferde, die noch keinen Kappzaum kannten, hat sie erst einmal daran gewöhnt, dass der Longierer seine führende Hand schrittweise am Strick entlang Richtung Kappzaum-Eisen schiebt und von dort das Pferd „steuert“. Die Hand umfasst dabei das Kappzaum-Eisen wie den Deckel eines Gurkenglases. Das Bild hilft auch, um die Drehbewegung zu erklären, wie man die Stellung des Pferdes im Genick am Kappzaum anfordern soll. Auch hier soll man also nicht einfach ziehen, sondern aus dem Handgelenk drehen – wie beim Öffnen eines Gurkenglases.

Das Führen in Stellung

Babette Teschen - Führen in Stellung

An einem Teilnehmerpferd demonstriert Babette das „Führen in Stellung“

Akzeptiert das Pferd die Hand auf dem Kappzaum, geht es zum Führen in Stellung. Die meisten Pferde fielen erst mal auf die innere Schulter, traten mit dem inneren Vorderbein zu dicht an die Füße der Führenden. Um spurig zu  laufen, soll der innere Vorderfuß aber schräg nach vorne („außen“) gehen, und damit auf einer Linie mit den anderen Füßen laufen. Wenn ein Pferd das macht, dann bleibt der Abstand zum Führenden gleichmäßig und es hört dann auf zu „drängeln“ und hält den Abstand von ca. 50-60cm. Erreicht wurde dies durch eine Berührung am Hals-Schulteransatz. Anfangs etwas klarer – massierend, knetend – später eine Berührung.Nachdem die Schulter korrigiert wurde, arbeitet man sich weiter nach oben. Entlang der Wirbelsäule geht die rechte Hand weiter Richtung Kopf. Auf Höhe des 3-4 Halswirbel („Mitte“), sorgt man mit Berührungen oder leichter Massage dafür, dass der Hals innen nachgibt. Wenn auch das gelungen ist, arbeite man sich weiter zum 1-2 Halswirbel hoch und sorgt dafür, dass das Pferd im Genick nachgibt und sich korrekt stellt. Es kann keine korrekte Stellung geben, wenn das Pferd an einer dieser drei Stellen nicht korrekt nachgibt! Bei vielen Pferden sah man ein Verwerfen im Genick (daran zu erkennen, dass die Ohren nicht auf einer Höhe sind), oder auch ein Überstellen. Mit den Korrekturen von Babette haben aber alle Pferde einige Momente in wirklich schöner Stellung geschafft und sich zusehends verbessert.

Der häufigste Fehler war dabei, dass die Führende zu weit hinten ging und nicht auf Kopfhöhe und dass die eigenen Schultern dem Pferd zugewandt waren, statt in die Laufrichtung zeigten.

 

 

 

Das Anschraten

Babette Teschen - "Anschraten"

Das „Anschraten“ – vom Schritt zum Trab – in Stellung

Nach dem Führen in korrekter Stellung, die sich an der Hand ganz leicht anfühlt, ging es im nächsten Schritt darum, diese Stellung auch beim Zulegen zu erhalten. Jeder kennt es, ein Pferd, dass im Schritt einigermaßen gut gestellt geht, reißt den Kopf beim Antraben hoch und weg ist die Stellung. Um genau das zu verhindern, sollen die Teilnehmer mit ihren Pferden aus der guten Stellung mit der Hand am Kappzaum „anschraten“: Dieses Kunstwort soll verdeutlichen, dass es um eine Mischung aus Schritt und Trab geht. Um wirklich ganz behutsam vorwärts zu gehen und den Weg Richtung Trab ruhig und in Stellung zu schaffen, soll der Führende nur so viel Energie ins Pferd geben, dass es eben gerade anschratet – und wieder durchparieren. Der Pferdekopf soll dabei natürlich in der gleichen korrekten Stellung bleiben. Auch das ist eine Übungssache, die später hilft das gleiche auch im Trab zu erhalten.

In der zweiten Runde ging es für alle Teilnehmer auf die Quadratvolte (mit Geitner-Gassen), die das Führen in Stellung mit Abstand erleichtern sollten. Die führende Hand (die linke bei linker Hand) wanderte dafür vom Kappzaum an die Longe (bitte ohne die Stellung und Anlehnung zu stören – gar nicht so leicht!). In der Quadratvolte ging es vor allem darum, die korrekte Stellung zu erarbeiten und die Übergänge mit dem Anschraten zu üben. Die Pferde wurden weiter nach außen geschickt, um dann bei Zulegen oder auch Galopp mehr Schwung zu holen. Dabei ging zwar die Stellung verloren, aber nach dem Durchparieren wurde der Schwung mit in den Trab genommen und dann wieder im Zurückführen auf die Quadratvolte die Stellung erarbeitet. Durch diese Wechselspiel verbesserte sich bei allen Pferden Schwung und Stellung.

Auch bei den Übergängen gilt natürlich: die feine Verbindung halten, auf Kopfhöhe mitgehen, die Schultern in Bewegungsrichtung und nicht zum Pferd drehen und natürlich nicht an der Longe ziehen. Alles leichter gesagt als getan.

Die optimale Longenstunde im Alltag

Babette erzählte außerdem noch, wie sie normalerweise eine optimale Longenstunde aufbauen würde:
Beginnend mit dem Führen in Stellung, Seitengängen, vielen Handwechseln, viel Abwechslung würde sie die Longe schrittweise verlängern. Die Bodenarbeit sollte dabei mind. 10 Minuten ausmachen. Erst danach fängt sie mit dem „Longieren“ an. Sie geht aber jederzeit zurück, wenn sie merkt, dass die Stellung verloren geht. Sie longiert eigentlich nicht auf dem Zirkel (nur zu Beginn, um es den Anfängern zu erleichtern), sondern sehr viele Bahnfiguren, Schlangenlinien, Achten, Seitengänge etc. in allen Gangarten. Das konnten wir an dem Tag leider nicht sehen, weil keines der Pferde so weit ausgebildet war. Aber es gibt ja bald wieder Longenkurse und dann sind bestimmt auch mal wieder mehr Wiederholungstäter dabei ;-)

Longenkurs von Babette Teschen 2016

- keine Veranstaltungen -

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Über Kathrin

Weil ich erst spät zum Reiten gekommen bin, habe ich viele Seminare und Schulungen zum Thema Pferd besucht. Leider habe ich viele interessante Veranstaltungen erst gar nicht oder zu spät entdeckt oder sie waren zu weit entfernt. Häufig ist der Ort bei den Veranstaltungsübersichten im Internet gar nicht auf den ersten Blick ersichtlich. So entstand der Wunsch nach einer umfassenden, übersichtlichen Darstellung von Veranstaltungen rund um die Ausbildung des Pferdes und Reiters. Mit meinem Hintergrund aus IT und e-commerce war es naheliegend etwas Passendes aufzubauen. Ich hoffe, ich bringe damit zufriedene Teilnehmer zu den passenden Veranstaltungen.