Jossy Reynvoet Horseman akademische Reitkunst bittless art of riding

„Togetherness“ – der Schlüssel zum Pferd – Veranstaltungsbericht Jossy Reynvoet


Auch in 2017 gibt es bereits einen neuen Kurs mit Jossy Reynvoet:

- keine Veranstaltungen -

Lest den Veranstaltungsbericht unserer Freikartengewinnerin Denise, die sehr begeistert war von Jossy Reynvoet und seiner besonderen Art des Horsemanship:


Ich hatte am vergangen Wochenende die Ehre einen Kurs von Jossy Reynvoet als Zuschauer besuchen zu dürfen. Es war deswegen eine solche Ehre, da ich schon viel von ihm gehört hatte und meine eigene Reitlehrerin von seinen Kursen als Teilnehmerin begeistert war und er genau das vereint, was ich mit meinem 6-jährigen Isländer erreichen möchte: Ein motiviertes gesund gymnastiziertes Pferd, das auch bei komplexeren Lektionen Spaß hat mit mir zu arbeiten und nicht schon vor mir flüchtet, wenn ich mit dem Halfter am Tor stehe.

Theorie:

Bei der Theorie Einheit wurden zu allererst die Praxisteilnehmer befragt, was sie sich vom Kurs erwarten, Details über die Pferde und ob sie irgendein bestimmtes Thema genau bearbeiten möchten. Anschließend wurde das Publikum (über 40 Zuschauer) befragt, ob diese schon etwas über die „Art of Bitless Riding“ wissen. Als die meisten verneinten, begann Jossy seine Skala der Ausbildung vorzustellen – das schöne daran: an 1. Stelle stand immerzu die Motivation und die kleinen „Meetings“ mit seinem Pferd, um die „togetherness“ zu finden, den Schlüssel zu seinem Pferd, erst dann könne mit allen weiteren Schritten begonnen werden. 

Praxis:

Und schon ging es los, die 8 Praxisteilnehmer mit unterschiedlichsten Pferderassen und in unterschiedlichen Altersklassen begannen in 30 Minuten Einheiten zu Arbeiten. Jossy ließ sich erst einmal zeigen, wie die Reiter mit ihren Pferden alleine arbeiten und beobachte dies sehr genau. Anschließend ging er auf die Themen ein, welche in der Theorie vom Einzelnen gewünscht waren und bearbeitete die Probleme mit dem Pferd – das schöne daran war, dass er den Reiter machen ließ und nur mithalf, wenn es wirklich nötig war. Und hier kam etwas ganz klar hervor: Erst wenn man den Schlüssel zum Pferd oder wie oben schon beschrieben und von Jossy mehrmals stark betont die Togetherness und allen voran die Freude und den Willen seitens des Pferdes mit dem Menschen zu arbeiten erlangt hatte, konnte man sich an akademische Lektionen machen. Ohne diese grundlegenden Schritte funktioniert es einfach nur noch bis zu einem gewissen Punkt, der meistens so aussieht, dass sowohl Reiter als auch die Pferde frustriert sind.

Bei einem Pferd erkannte Jossy recht schnell, dass es sich nicht widerwillig ist, sondern einfach den Spaß an der Arbeit vermisste und das Rezept war: Erst einmal spielen und herum tollen, nicht nur das Pferd allein, sondern Pferd und Reiter zusammen, um beiden wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Bei der 2. Einheit war dieses Pferd so motiviert und wach, dass man recht bald in die akademische Arbeit gehen konnte und man die Togetherness sehen aber selbst als Zuschauer auch deutlich spüren konnte. Das Pferd spiegelte die Körpersprache und folgte seinem Reiter ganz ohne Worte.

Der europäische Horseman

Mein persönlicher Schlüsselmoment, und auch der Grund warum er in meinen Augen der europäische Horseman ist, war eine Teilnehmerin, welche mit ihrem Pferd sehr viel nach Natural Horsemanship arbeitet. Die Vorstellung über die NHS Elemente war für einen NHS Kenner sehr schön und harmonisch, die ganze Halle war mucksmäuschen still und beobachtete, auch Jossy lauschte. Er erklärte anschließend wie er es machen würde und demonstrierte ohne Pferd, sondern mit der Reiterin als Pferd am Strick, wie sich der Unterschied zu seiner Art und Weise darstellte. Es war für alle klar und deutlich zu erkennen und auch die Reiterin spürte wie es noch harmonischer und einfach flüssiger wurde. 

Ich versuche das mal im Vergleich etwas genauer zu beschreiben:
Die Reiterin stand beim Circling Game nach NHS starr in der Mitte, das Pferd zirkelte im Trab um Sie herum, bis es ein anderes Kommando gab, beim Wechsel stand sie frontal auf das Pferd gerichtet, das Pferd stockte kurz im Trab, da es ja plötzlich frontal zum Reiter stand und kam erst mit einer weiteren Handbewegung seitlich am Reiter vorbei auf die andere Hand.

Bei der Basisarbeit von Jossy gibt es 4 verschiedene Positionen des Reiters:

  • Rückwärts vor dem Pferd laufen, mit den Armen kann man so mit Hilfe des Stricks, der Gerte oder der reinen Körpersprache auch die Schultern des Pferdes kontrollieren
  • Leading Position, neben dem Pferd Schulter an Schulter
  • Following, das Pferd folgt dem Reiter, der Rücken ist zum Pferd gerichtet
  • Circling/Longing, welches bei Jossy so ausgeführt wird, wie in der Leading Position nur mit einem größeren Abstand neben dem Pferd herlaufend, Schulter an Schulter. Im Trab und Galopp muss der Reiter dementsprechend mitlaufen

In allen Positionen soll sich das Pferd aber an der Schulter des Reiters orientieren und dieser folgen. D.h. der essentielle Unterschied zwischen NHS und Jossys Art des Horsemanship war, dass man beim Circling neben dem Pferd in einem weiteren Abstand herläuft und beim Handwechsel, sich mit der Schulter weg dreht, das Pferd dadurch nach innen kommt und man es anschließend in die neue Richtung weisen kann. Der Unterschied war ganz klar zu sehen: das Pferd kam beim Wechsel nicht ins Stocken, sondern folgte sofort der Schulter und durch das Neben-her-laufen war beim Circling die Verbindung mit dem Pferd ständig da. Beim Rundumlaufen wurde das Pferd nicht alleine gelassen, sondern als Team gearbeitet und nicht starr in der Mitte als Chef.

Das Fazit:

Ich hatte bereits bei anderen Branderup Trainern und verschiedenen Natural Horsemanship Trainern Unterrichtseinheiten und es war kein Vergleich zu Jossy. 
Mein Problem bestand immer darin, dass ich mein Pferd nicht beherrschen möchte, es trotzdem aber meinen Anweisungen folgen soll und schließlich anständig erzogen sein muss. Ich vermisste bei vielen Trainern das Ziel die hoch angepriesene „Togetherness, den Schlüssel zum Pferd oder die Zusammengehörigkeit als Team„, bei Jossy sind genau diese Dinge auf seiner Skala der Ausbildung an 1. Stelle und nicht nur der Reiter, sondern auch das Pferd sollen Spaß an der Arbeit haben… und plötzlich erscheinen die Anfangs so komplizierten Dressurlektionen, wie ein leichtes Spiel. Es geht nicht darum dem Pferd als Chef gegenüber zu stehen, sondern ihm als Teammitglied an seiner Seite, einer kleinen Herde aus Mensch und Pferd, die Welt zu zeigen – auch die der akademischen Reitkunst.

Liebe Grüße
Denise