Am 19.-20.09.2015 fand auf Gut Friedensthal in der Nähe von Eckernförde (Schleswig-Holstein) das Seminar „Motiviere Dein Pferd – Der Weg zur Freiheitsdressur“ mit Kenzie Dysli statt. Die Veranstaltungen werden von Edition Boiselle organisiert und fanden diesmal auf dem Gelände des Araber Gestüts Al Assil statt.
Insgesamt 8 Teilnehmer mit Pferden und insgesamt 100 Zuschauer an zwei Tagen zeigten großes Interesse an dem Kenzie Dysli Seminar.
In der offenen Reithalle war ein Round Pen abgesteckt in dem Kenzie Dysli mit jeweils ein bis zwei Pferd-Reiter-Paaren die verschiedenen Bereiche vom Reiten, über Bodenarbeit, Freiarbeit bis zur Zirzensik bearbeitete und auf die Wünsche der Reiter einging.
Ich konnte leider nur am zweiten Tag nachmittags zusehen, an dem die Themen Freiarbeit und Zirzensik auf dem Programm standen. Die vorgestellten Pferde waren bereits alle gut bis sehr gut in Boden- und Freiarbeit ausgebildet und auch bei der ungewohnten Umgebung sehr gelassen und ruhig.
Freiarbeit
In der Freiarbeit ging es u.a. darum, wie man die Aufmerksamkeit des Pferdes verbessern kann, wie man es erreicht, dass das Pferd z.B. mit wenig sichtbaren Hilfen um einen herum trabt und wie man reagieren soll, wenn es dabei zu sehr nach außen geht, um es auch ohne Strick bei sich zu behalten. Auf Berührung mit der Gerte an der Schulter soll das Pferd wieder mehr zu einem kommen, wenn man sich dabei etwas kleiner macht und etwas zurück geht. Das lernt das Pferd bei Kenzie Dysli bereits in der Führarbeit am Strick. Diese Reaktion wird über die Körpersprache und die Gerte bei der Freiarbeit wieder genutzt. Reagiert das Pferd nicht wie gewünscht, empfiehlt Kenzie Dysli lieber erstmal wieder einen Schritt zurück zu gehen und einen Strick ums Genick zu befestigen, statt dem Pferd die „Flucht“ aus der Übung zu erlauben und dadurch eine Pause zu erreichen (oder womöglich mehr Aufregung).
Die Erarbeitung der Freiarbeit fängt nach funktionierender Führarbeit an der Bande an. Dort soll das Pferd auf alle Signale der Körpersprache, Stimme und Gerte reagieren und dem Reiter folgen und von sich aus die Position neben dem Reiter halten. Geht der Reiter weiter nach innen auf einen kleinen Kreis, soll das Pferd in einer Volte um ihn herum folgen. Das funktionierte bei allen Paaren bereits gut – trotz der Ablenkungen von außen durch das ungewohnte Publikum. Verliert der Reiter den Kontakt bei der Freiarbeit, soll er sein Pferd nach vorne wieder begrenzen, indem er ihm den Weg durch gezielte Schritte Richtung Laufweg abschneidet. Kehrt das Pferd daraufhin um, wird das gleiche auf der anderen Seite wiederholt. Das Wegschicken und Begrenzen des Pferdes in so einer Situation ist sinnvoll, um die Aufmerksamkeit des Pferdes wieder zu gewinnen. Anschließend beginnt man wieder mit der Führarbeit.
Die Teilnehmer konnten bereits ihre Pferde in Volten um sich herum galoppieren lassen. Kenzie Dysli hatte aber auch hier bei jedem Tipps zur Verbesserung.
Eine Teilnehmerin fragte Kenzie Dysli, wie sie ihre Pferde in aufregenden Situationen ohne Sattel und Zaumzeug oder Halfter gezielt und zuverlässig stoppt. Kenzie erzählte hier von den Dreharbeiten für Ostwind bei denen Sie auf Atila ohne alles über ein Feld galoppiert. Neben fuhr ein Jeep mit Kameraleuten und vor/über ihr flog ein Hubschrauber – ebenfalls mit einem Kamerateam an Bord. Auch Atila ist ein ganz „normales“ Pferd, das als Fluchttier hier natürlich Panik kriegte. Kenzie erzählte, dass in dem ersten Moment der Panik sicher kein Mittel hilft. Wenn das Pferd aber etwas „beruhigter“ ist, kann man beim Fluchttier die Reflexe ansprechen. Sie trainiert ihre Pferde auf drei Reflexpunkte für den gezielten – und feinen ! – Einsatz der Sporen (die sie als einziges Hilfsmittel bei diesem Dreh trug). Der mittlere Punkt dient als vorwärts treibende Hilfe. Über den hinteren Punkt steuert sie ihr Pferd und der vordere Punkt dient ihr als Bremse zum Stoppen und Rückwärts. Anschließend zeigte sie mit der Reiterin, wie diese das mit ihrem Pferd üben kann. Natürlich funktioniert das erst zuverlässig, wenn es wirklich immer konsequent so geübt und genutzt wird.
Zirzensik
Die Zirzensik Übungen durften die Reiter sich aussuchen. Fast alle wollten das Kompliment erarbeiten oder den spanischen Schritt lernen bzw. verbessern. Das Kompliment übt Kenzie Dysli bei ihren Pferden mit einem Strick um die vordere Fessel zum leichteren Anheben und Halten des Hufes. Dabei zeigte sie, wie der Strick befestigt sein muss, damit er sich nicht festziehen kann und auch von alleine wieder ablöst, falls das Pferd wegrennen sollte.
Die Pferde lernten über Leckerlis sich Richtung Boden und zwischen die Beine zu strecken – bei hoch gehobenem Vorderhuf. Einige Pferde kamen dabei bereits bis zum Boden. Bei Pferden, die die Übung bereits kannten, gab Kenzie Tipps, wie man es erreichen kann, dass sie länger unten bleiben und wie man aus dem Kompliment zum Hinlegen des Pferdes kommen kann. Aber auch hier wurde deutlich, dass man lieber spielerisch in sehr kleinen Schritten vorgehen soll und mehr Zeit investieren soll, als zu schnell vorzugehen und Pferde dadurch zu verschrecken und ihnen das Spielerische damit zu nehmen.
Kenzie Dysli erzählte auch noch, wie sie Atila beigebracht hat die Zunge raus zu strecken: Auch das ergab sich spielerisch, weil er beim Füttern mit Leckerlies die Reste von der Hand leckte. Dieses Ablecken hat Kenzie dann genutzt und so konditioniert, dass sie es heute als „Zunge raus strecken“ abrufen kann.
Auf dem Kenzie Dysli Seminar waren fast nur fortgeschrittene Reiter-Pferd-Paare in der Freiheitsdressur, was man bei den Teilnehmerkosten auch erwarten konnte.
Durchaus eine sehr sehenswerte Runde an Pferde-Reiter-Paaren, von denen man noch einige Anregungen kriegen konnte.
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